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Sommernacht
Es wallt das Korn weit in die Runde,
Und wie ein Meer dehnt es sich aus;
Doch liegt auf seinem stillen Grunde
Nicht Seegewürm noch andrer Graus:
Da träumen Blumen nur von Kränzen
Und trinken der Gestirne Schein.
O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen
Saugt meine Seele gierig ein!
In meiner Heimat grünen Talen,
Da herrscht ein alter schöner Brauch;
Wann hell die Sommersterne strahlen,
Der Glühwurm schimmert durch den Strauch:
Dann geht ein Flüstern und ein Winken,
Das sich dem Ährenfelde naht,
Da geht ein nächtlich Silberblinken
Von Sicheln durch die goldne Saat.
Das sind die Bursche, jung und wacker,
Die sammeln sich im Feld zuhauf
Und suchen den gereiften Acker
Der Witwe oder Waise auf,
Die keines Vaters, keiner Brüder
Und keines Knechtes Hilfe weiß –
Ihr schneiden sie den Segen nieder,
Die reinste Lust ziert ihren Fleiß.
Schon sind die Garben fest gebunden
Und schön in einen Kranz gebracht;
Wie lieblich flohn die stillen Stunden,
Es war ein Spiel in kühler Nacht!
Nun wird geschwärmt und hell gesungen
Im Garbenkreis, bis Morgenduft
Die nimmermüden, braunen Jungen
Zur eignen schweren Arbeit ruft.
Gottfried Keller 1819-1890
Schweizer Dichter
aus Buch der Natur
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Zeit und Ewigkeit
Vom Winde getragen
die Stimme des Bachs ...
Der Wellen Gespräch
auf dem Atem der Nacht ...
Mein kleiner Wecker tickt und tickt ...
O Zeit und Ewigkeit!
Christian Morgenstern (1871 - 1914)
Deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer
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Was ich aus Trotz verbracht,
wuchs voll Pracht
über Nacht
und ward verregnet.
Was ich aus Liebe gesät,
keimte spät,
reifte spät
und ward gesegnet.
Peter Rosegger (1843 - 1918)
Pseudonym P. K., Petri Kettenfeier
österreichischer Volksschriftsteller und Erzähler
Autodidakt, begann als Wanderschneider